Wo ist Europa bei uns in Österreich? – EUropa in meiner Region 2020
Eigentlich muss man gar nicht lang suchen. Einmal auf die Flagge der Europäischen Union sensibilisiert, läuft einem das blaue Rechteck mit seinen 12 gelben Sternen förmlich ständig über den Weg – auch bei uns in Österreich. Öffentliche Gebäude oder Radwege sind die prominentesten Beispiele.
Projekte des Europäischen Sozialfonds sind naturgemäß weniger sichtbar. Mit dem ESF werden schließlich Vorhaben finanziert, die Menschen unterrichten, beraten oder beschäftigen. Anders als einer sanierten Brücke, sieht man es diesen Menschen nicht an, dass sie von Fördermitteln der EU profitiert haben.
Die Veranstaltungsreihe „EUropa in meiner Region“ holte eben jene Projekte vor den Vorhang, die sonst unsichtbar bleiben. Anlässlich des 25. Jubiläums österreichischer EU-Mitgliedschaft haben heuer 25 EU-Projekte eingeladen, diese kennen zu lernen – darunter neun ESF-Projekte. Corona bedingt wurde alles in den Herbst verschoben; und auch dann prägten Masken und Abstand die Umsetzung der Events. Die Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten immer im Blick, ließen sich viele Projekte ihren Enthusiasmus nicht nehmen. Für die Besucherinnen und Besucher der teilnehmenden ESF-Projekte war es förmlich spürbar, wieviel Herzblut in dieser Arbeit steckt. Denn Europa ist auch das Lächeln einer Teilnehmerin, die dank einer guten Beratung oder Qualifizierung endlich einen Job finden konnte.
Alle Infos zur Veranstaltungsreihe und allen Projekten der ESI-Fonds gibt es auf der EUropa in meiner Region Website.
Und jetzt nehmen wirnSie auf eine Reise durch Österreich und stellen Ihnen die 9 ESF-Projekte vor, die 2020 bei EUropa in meiner Region teilgenommen haben:
Das erste ESF-Projekt der Veranstaltungsreihe führte in die oberösterreichische Landeshauptstadt. „Campus Basisbildung“ hilft Erwachsenen,
grundlegende Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt nachzuholen. Rund um den „Tag des Analphabetismus“ am 8. September organisierte das Institut für Bildungsentwicklung in Linz daher einen Film- und Leseabend. Die Publikation „schriftlos heißt nicht sprachlos“ ist eine Textsammlung von Teilnehmenden aus dem Projekt mit vielen poetischen, lustigen und lehrreichen Einblicken.
Mit viel Trommelwirbel und einer fürstlichen Begrüßung präsentierte sich das Kärntner Projekt „Arbeit am Bau“ in Friesach. Mit mittelalterlichen Methoden wird hier eine Burg ganz ohne Strom, aber mit viel Handwerksgeschickt, gebaut. Der Burgbau ist gleichzeitig ein arbeitsmarktpolitisches Projekt gegen Langzeitarbeitslosigkeit. Nach einer praxisorientierten Ausbildung und sozialpädagogischen Betreuung können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den regulären Arbeitsmarkt vermittelt werden.
Die Upcycling-Werkstatt ist das Herzstück im „Frauen Kompetenz Zentrum“ in Salzburg, wo Frauen einen niederschwelligen Arbeitsplatz, mehr Selbstbewusstsein und Beratung finden. Für manche Frauen, die mit schwierigen Problemlagen ins Projekt kommen, ist es sogar der erste Kontakt mit dem Arbeitsmarkt. Die Arbeit mit der Nähmaschine, kombiniert mit unbürokratischer Begleitung, hilft Alltagsstrukturen aufzubauen, um so der Armutsspirale zu entkommen. Am Tag der offenen Tür waren die Besucherinnen und Besucher eingeladen, gemeinsam mit den Frauen in der Nähwerkstatt zu arbeiten. Dank der geduldigen Unterstützung schafften es auch die handwerklich Unbegabtesten unter uns, eine Maske zu nähen…
Leider gibt es auch bei uns in Österreich Menschen, die zwar arbeiten, aber mit dem Gehalt nicht auskommen. 17 % der Erwerbstätigen in Tirol sind von Armut betroffen. Bei „inbus“ finden sie Unterstützung. Angeboten werden Beratung zu einem höheren Einkommen, Hilfe beim Beantragen von Förderungen sowie Information über Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Projektvorstellung anlässlich „EUropa in meiner Region“ am Supermarkt-Kundenparkplatz in Prutz war gleichzeitig eine Premiere: Mit Bus und Infostand stehen die Beraterinnen und Berater künftig zusätzlich an öffentlichen Plätzen für persönliche Gespräche zur Verfügung.
Lobsang ist 21 Jahre alt und seit zwei Jahren in Österreich. Sie kam aus Tibet nach Feldkirch und würde gerne studieren oder eine Lehre im Bürobetrieb machen. Derzeit ist sie eine Teilnehmerin von „Top for Job“ und bereitet sich auf den Pflichtschulabschluss vor. Das Vorarlberger Projekt gibt jungen, zugewanderten Menschen die Chance, sich in den österreichischen Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu gehören neben Ausbildung auch die Vermittlung von Praxiseinblicken in Betrieben. Neugierig? In einem für „EUropa in meiner Region“ erstellten Video erzählen Teilnehmende und eine Trainerin von ihren positiven Erfahrungen.
Der Name ist Programm. Bei AusbildungsFit werden in ganz Österreich Jugendliche auf eine Lehrstelle vorbereitet. Das Angebot gibt ihnen die Chance, beim Übergang von Schule zu Beruf unterstützt zu werden. Sie können sich in verschiedenen Themen, wie z.B. Design, Verkauf, Handwerk und Gartenbau ausprobieren und dabei ihre Fähigkeiten entdecken. So auch am Grazer Standort, der bei „EUropa in meiner Region“ die Inhalte der AusbildungsFit-Angebote erlebbar machte. Mit besonderem Augenmerk auf Kreativität und Umweltbewusstsein wurden die über 40 Besucherinnen und Besucher mit einem eigens designten Teesackerl, handgepflückten Teesorten und einem live gezimmerten Holzverschluss symbolhaft durch das Projekt geführt.
Deutsch, Mathe, Englisch und andere Fächer, doch das Jugendcollege des AMS Wien ist mehr als eine klassische Schulbildung: Zugewanderte Jugendliche können hier nicht nur den Pflichtschulabschluss nachholen, sondern werden auch intensiv auf eine Arbeitsstelle vorbereitet. Dazu gehören Bewerbungstraining und Praktikum. Ungefähr 400 Jugendliche finden in dem Wiener Projekt derzeit Unterstützung. Eine virtuelle Führung gibt es auch über den Tag der offenen Tür hinaus für Interessierte, egal ob aus Wien oder anderswo. Lernen Sie das Jugendcollege und seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer über youtube kennen:
Was ist der richtige Beruf für mich? Und wie komme ich dorthin? Diese Fragen stellen sich die meisten jungen Menschen. Aus unterschiedlichsten Gründen ist der Weg in den Arbeitsmarkt oftmals schwierig. Mal fehlen Fähigkeiten, mal scheitert es an der Bewerbung. Das Jugendbildungszentrum Mödling ist dafür
da, Jugendlichen mit gezielten Coachings, Trainingseinheiten, Unterstützung beim Nachholen des Pflichtschulabschlusses und Praktika zum Traumjob zu verhelfen. Die Vielfalt der Träume reichen von eigenständigen Friseurbetrieben bis hin zur handwerklichen Umschulung nach dem Bachelorstudium. Die Leidenschaft aller im Projekt ist auf jeden Fall ansteckend, was die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Tag der offenen Tür mit einer kleinen Theatervorstellung auch zur Schau gestellt haben.
Die Burgenländischen Volkshochschulen haben eine Vision: allen Menschen ein leistbares, breitgefächertes und aktuelles Weiterbildungsangebot
anzubieten. Vor allem bildungsferne Zielgruppen erhalten mit ESF finanzierten Kursen erreicht eine zweite Chance. Jene Personen, die keine finanziellen Spielräume für Bildung haben, werden mit der Basisbildung unterstützt. Zum Angebot gehören regelmäßige Themenabende, die informative Diskussionsplattformen für Interessierte darstellen. Der geplante Themenabend und Europa-Austausch mussten leider mit dem November-Lockdown abgesagt werden.