22. November 2018

Digital ist nicht egal – Nachlese zur ESF Jahrestagung 2018

Digitalisierung – alles schon gesagt, alles schon gesehen? Die Jahrestagung des Europäischen Sozialfonds (ESF) in Österreich am 20. November 2018 im Palais Wertheim hat gezeigt, dass noch lange nicht alles zu diesem Thema gesagt ist. Unter dem Titel „digitale Kompetenzen in Bildung und Beruf“ gab es vor allem praktische Beispiele in die digitalen Erfahrungen von ESF-geförderten Projekten.

So wie der Veranstaltungsort sicher einige der 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem modernen Discofeeling überraschte, sollte auch das Tagungsprogramm für die ein oder andere Überraschung sorgen, so der Wunsch von Bibiana Klingseisen, Leiterin der ESF Verwaltungsbehörde in ihren Begrüßungsworten.

Zunächst einmal leitete Herr Alexander Riedl, stellvertretender Leiter der Abteilung „Digitale Kompetenzen“ in der DG Connect der Europäischen Kommission, das Thema mit einer europäischen Perspektive ein. Sein Vortrag bewies, dass die EU-Institutionen mit einem sehr fortschrittlichen Zugang und einer Reihe an Aktivitäten den Erwerb von digitalen Kompetenzen forciert.

Adrien Lorenceau, Analyst der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), präsentierte nicht nur die harten Fakten zum Stand der digitalen Aktivitäten im Schulbereich (wobei der Wert in Österreich sogar über dem OECD Durschnitt liegt). Seine englischsprachige Präsentation erläuterte auch die Hintergründe warum neben einer guten Ausstattung vor allem auch die Ausbildung des Schulpersonals wesentlich ist.

Wie das in der Praxis ganz konkret funktionieren kann? Zwei ESF Träger machten es vor. Die Produktionsschule „Do it“ in Wien, hat zur Aufgabe Jugendliche mit Nachreifungsbedarf im Übergang zwischen Pflichtschule und Berufsleben zu unterstützen. Die Nutzung digitaler Medien ist natürlich bereits jetzt alltägliche Realität der jungen Erwachsenen, die für die Jahrestagung zwei  eigene Videos produziert haben. Frau Christine Strobl, Leiterin der Produktionsschule, machte aber sehr deutlich, dass dies noch lange nicht bedeutet, dass Jugendliche digital fit sind. Ob das Anlegen einer E-Mailadresse, Sicherheit im Internet oder Cybermobbing, es existieren viele digitale Fragestellung, die im Laufe des Projektes angegangen werden.

Auch Kurt Söser, Lehrer an der BHAK Steyr und Teacherpreneur, betonte in seinem mitreißenden Vortrag, dass digitaler Fortschritt nicht bedeutet Tabletts über Schulen „regnen“ zu lassen. Schülerinnen und Schüler müssen einen persönlichen Bezug zu ihrer Arbeit am Gerät entwickeln und ermutigt werden kreativ und kollaborativ damit zu arbeiten. Es sei wichtig sie in ihrer eigenen Welt abzuholen und zu erkennen, dass Jugendliche heutzutage nicht mehr „online gehen“, sie sind es bereits, und zwar ständig. Die Grenzen zwischen der analogen und digitalen Welt verschwimmen.

„Analog oder digital? Nein! Phygital!“

Es sind eben jene Grenzen, die die Forschungsgruppe „Humanoids in Architecture and Human Space” (H.A.U.S) derzeit erforscht. Die dazugehörige Tanzperformance einer Tänzerin gemeinsam mit einem humanoiden Roboter (der wohl auch der meistfotografierte Gast der Veranstaltung war) lud das Publikum zum Nachdenken ein. Wer Lust hat der Forschung des Projektes beizutragen, ist eingeladen folgende Umfrage auszufüllen:

h-a-u-s.org/interview

Denn es sind nicht nur junge Erwachsene vom digitalen Wandel erfasst. Im Gegenteil die Erwachsenenbildung ist DER Bildungssektor mit einem digitalen Auftrag. Laut Birgit Aschemann, Bildungswissenschaftlerin im Verein CONEDU, ist Digitalisierung der Bedarf eines ständigen Weiterlernens in jedem Lebensalter aufgrund des technischen Fortschritts. Ebenso ermöglichen digitale Formate in der Erwachsenenbildung wie z.B. Webinare, Online-Plattformen oder so genannte MOOCs, lebenslanges Lernen flexibler, inklusiver und kooperativer zu gestalten.

Fakt ist, dass der digitale auch mit dem demografischen Wandel einhergeht. Alexandra Weilhartner, Projektleitern in der ÖSB Consulting, erläuterte in ihrem Vortrag vor welche Herausforderungen Betriebe gestellt sind. Wesentlich ist hier das Management der unterschiedlichen Generation, die wiederum konträre Technologieerfahrungen mit sich bringen. Eine erfolgreiche Betriebsberatung muss daher sowohl individuelle als auch innovative Instrumente nutzen, um Unternehmen auf die digitale Transformation vorzubereiten.

Im Rahmen der Jahrestagung war auch das Publikum selbst in der Anwendung digitaler Kompetenzen gefragt und konnte online an Umfragen der Moderatorin teilnehmen. Das Ergebnis der Interaktion machte deutlich, dass der Tag dank der vielen Praxis-Einblicke durchaus neue Einsichten bieten konnte.

Dazu passend zog Roland Sauer, Leiter der Sektion Arbeitsmarkt im Sozialministerium, folgendes Resümee:

„Wir im Sozialministerium sehen den digitalen Wandel vor allem als Chance. Als Chance für inklusivere Arbeitsmärkte und attraktivere Arbeitsplätze.“

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